
12. März 2025 - N 53° 10.448 E 008° 37.214 - Das sind die Koordinaten des Ortes, an dem gestern der gerade erschienene Kriminalroman der Vegesacker Journalistin und Autorin Marina Köglin vorgestellt wurde. Warum diese für die meisten, die diesen Beitrag lesen, unverständliche Ortseingabe? Es wird aber Leser und Leserinnen geben, die sofort entschlüsseln können, welche Örtlichkeit sich dahinter verbirgt. Und allen, die gestern bei der Lesung dabei waren, wissen es nunmehr auch.
Das Geheimnis dieser verklausulierten Ortsbeschreibung können Sie leicht selbst enthüllen, indem Sie die obige Zahlenkomposition in eine Suchmaschine des Internets eingeben, und es wird sich vor Ihnen diese Karte aufklappen:

Und da sehen Sie dann aus der Vogelperspektive die Stadtbibliothek Vegesack liegen, und eben dort hat Marina Köglin ihren Debütroman mit dem Titel »Mörderische Schatzsuche« (Gmeiner Verlag, 2025) vor vollem Publikum vorgestellt.
Köglins Beiträge in DIE NORDDEUTSCHE, dem Bremen-Norder Ableger des WESER KURIER, sind bestens bekannt, speziell ihre Kolumne, die an jedem Samstag erscheint und die unter der Titelüberschrift »Vor 25 Jahren« immer ein Viertel Jahrhundert einen Blick zurück in die Historie der Stadtteile im Norden Bremens wirft. Abgesehen von Köglins Sorgfalt bei ihren historischen Recherchen in die Vergangenheit überrascht sie dabei selbst immer mal wieder auch die »Ureinwohner« der Kieze mit diesen Rückblenden, die damit womöglich an längst Vergessenes erinnert werden, wie aber erst recht neu dazugekommene Bewohner wie mich, ein erst im Jahre 2016 Zugereister.
Gut getan
Gut getan hat Köglin damit, dass sie ihren ersten Roman dort ansiedelt, wo sie nicht nur die geografischen Gegebenheiten bestens kennt - sie ist in Schönebeck und Aumund aufgewachsen - sondern ihr auch die sympathischen Spleens und Schrullen ihrer Mitbewohner vertraut sind. Man beginnt das Buch zu lesen und fühlt sich gleich an Ort und Stelle versetzt. Gerade wenn man selbst in dieser Umgebung lebt, aber auch jede andere Leserin oder jedweder Leser wird sich schnell in dem Wald und der Landschaft rund um das auch in der Realität existierende Schloss Schönebeck* einleben können.
Und damit keinerlei Zweifel aufkommen mögen, was es mit dem Untertitel des Buches auf sich hat - nämlich, dass es sich um einen Krimi handelt - serviert uns Köglin gleich auf der allerersten Seite einen gewissen Fred-Willi Kaufmann, der bereits in Kapitel 1, Zeile 19 einem auf ihn abgegebenen Schuss erliegt.
Ich verrate nicht zu viel, dass jene Krimileser, die scharf auf mehrere Leichen während der Lektüre sind, nicht zu kurz kommen werden...
Das Kriminalistentrio und die Geocacher
Schon ab der nächsten Seite lernen wir dann auch schon das ermittelnde Trio der Ermittler der Bremer Kriminalpolizei kennen: die Kriminalkommissarin Paula Winter, ihren Kollegen, den Kriminalkommissar Lennard Sommer, und ihren Chef Kriminalhauptkommissar Harry Meyerdierks. Das Trio verbindet ein kollegiales, herzliches Verhältnis, wenn es auch nicht immer ganz glatt verläuft. Paula lernen wir dann schon sehr bald als die Hauptprotagonistin des Krimis kennen.
Und gleich zu Anfang machen wir dann auch schon mit zwei älteren Damen Bekanntschaft, die alles andere als auf den Kopf gefallen sind und die sich als Geocacherinnen zu erkennen geben. Das sind nur die ersten zwei, Köglin präsentiert uns auf den 267 Seiten noch eine Vielzahl dieser skurrilen Freitzeitforscher und Forscherinnen, alte wie junge, liebenswerte wie garstige, auch zwei Kinder. Und im Laufe der Kriminalgeschichte wird auch Paula von dieser Leidenschaft angefixt.
Wenn Sie bislang nicht wussten, was sich hinter dem Begriff des Geocaching verbirgt, lernen Sie das in all seinen Eigenheiten und Skurrilitäten in diesem Roman kennen, dazu aus bestberufenem Munde, nämlich dem der Autorin, die auf der allerletzten Seite ihres Romans gesteht, selbst auch dieser Leidenschaft zu frönen.
Aber hier sei schon mal eine gängige Erklärung vorgeschaltet:

(K)ein Heimatroman

Traditionell haben die sogenannten Regionalkrimis, wie auch eben auch unsere »Mörderische Schatzsuche«, den großen Reiz, dass sie neben einer Kriminalstory eben auch etwas von den Städten, Dörfern, Landschaften, Ländern erzählen, in denen sie spielen. Auch von deren Gepflogen- und Eigenheiten. So gelingt Köglin trotz der einen oder anderen Leiche eine vergnüglich zu lesende Lektüre. Und wem die Gegend rund um das Schloss Schönebeck und die Schönebecker Aue und deren Gehölze ein Begriff sind, erkennt sie wieder. Die, die sie noch nicht kennen, werden Lust bekommen, sie zu entdecken. Womöglich dort auf welche von den Geocachern stoßen, die man in Köglins Krimi bereits kennengelernt hat.

Gefreut habe ich mich, dass Köglin dem Aumunder Bahnhof zumindest mit ihren literarischen Mitteln neues Leben eingehaucht hat, indem sie in ihm der Feierabend-Akademie Bremen ihren Sitz gönnt. Bislang fristet er ein unseliges ungenutztes Dasein auf dem riesengroßen Kundenparkplatz vom ALDI-Nord. Leider steht das historische Bauwerk nicht unter Denkmalschutz. Einmal war er schon als Domizil der 1989 gegründeten Amateurbühne des Statt-Theater Vegesack ins Auge gefasst worden. Vielleicht wird daraus ja noch was. Auch als Nachbarschafts-Café oder als Gemeinschaftshaus Aumund würde die Station der früheren 1888 gegründeten Farger-Vegesacker-Eisenbahn einen sinnvollen Zweck erfüllen können.
Ich hoffe, dass Marina Köglin nach diesem ersten Sprung ins kalte literarische Wasser nicht gleich wieder an Land steigt, sondern sich auf eine längere Strecke in diesem für sie neuen Gewässer macht. Sie schreibt mit spürbar großer Lust (und so liest sich auch ihr Debüt), hat einen gekonnten Blick auf eigensinnige, skurrile und buntscheckige Personen, so würde ich noch mehr von den zwei alten Damen lesen, siehe Foto ganz oben. Sie könnten verwandtschaftliche Verbindung zu Miss Marple haben...
Die Lesung
So fand also gestern Abend im vollbesetzten Auditorium der Stadtbibliothek Vegesack die Buchvorstellung statt, herzlich begrüßt von deren rührigem Leiter Martin Renz. Allerdings musste, bevor es richtig losging, nach einem auditiven Ruhestörer gefahndet werden. Aus irgendeiner Ecke hörte man die Stimme von Hape Kerkeling, der wohl aus seinem letzten Buch »Gebt mir noch etwas Zeit« zu lesen schien. Nach längerer Suche wurde der Störer aufgespürt: am Ende war es das Handy einer Zuschauerin.
Vor uns saß die Autorin, eingerahmt von Laura Schimmler, Imke Wellmann und Walter Schimmler, der einleitend und auch immer mal wieder zwischendurch Fragen an Köglin nach ihrem Werdegang, zum Entstehen ihres Debütromans und nach weiteren Plänen richtete. Dazwischen lasen die vier in wechselnden Rollen aus dem Buch vor. Es machte viel Spaß dieser szenischen Version der Erzählung zuzuhören. Bestens geübt sind die vier darin, denn alle, eben auch die Autorin, kennen sich schon lange aus ihren gemeinsamen Aktivitäten eben in Vegesacks Statt-Theater, auf, neben und hinter der Bühne. (Anm.: zurzeit proben sie die klassische Komödie »Mein Freund Harvey« von Mary Chase, Premiere im Kulturbahnhof Vegesack am 23.05.2025)

Bedauert wurde dann im Saal, dass die Lesung nicht länger dauerte, aber dafür gibt es gewissen Trost: unter Umständen wird die Lesung wegen des großen Interesses noch einmal wiederholt und zweitens kann man Köglins Roman gleich um die Ecke bei Martin Mader in der Buchhandlung Otto & Sohn, die ein ganzes Schaufenster dem Krimi gewidmet hat.



*) Allemal lohnt sich eine Exkursion in die Schönebecker Aue (mit oder ohne Köglins Krimi im Gepäck) · Siehe hier: Link
Weblinks:
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