
6. März 2025 - Wie sollte mir ein Verlag nicht sympathisch sein können, der in einer vergleichbaren Nähe zu einem großen Meer seinen Sitz hat wie ich, nun, jener sogar zu zweien, nämlich der Nord- und der Ostsee, und der sich durch sein makelloses, eben den Meeren der Welt gewidmetem Programm auszeichnet? Und darin so klassische Verlegertugenden pflegt wie die Publikation von Klassikern, und von nun an auch von Klassikerinnen.
Einstmals harte Arbeit: das Schreiben
Um in einem passenden Bild zu bleiben: ein Verlag, der mit Büchern von Schriftstellern und Schriftstellerinnen umzugehen weiß, die wie Felsen in der Brandung stehen, um unter Beweis zu stellen, dass es einmal Zeiten gab, in denen das Verfassen von Romanen, Erzählungen, Gedichten und Erzählungen - sagen wir mal mit allem Ernst - harte Arbeit war: mit dem Federkiel, einem Bleistift, einem Füllhalter, einer Remington, auch noch einer IBM-Kugelkopfmaschine Selecta. Infolgedessen das Schreiben also längere Zeit in Anspruch nahm als heute und sicher auch manch längere Reflexionsarbeit benötigte, um überzeugende und längerlebige Literatur zu erschaffen.
Heute geht das Schreiben schneller und hat sich längst zu einer Massenbewegung entwickelt. Die Demokratisierung des Verfassens und Verbreiten von Texten ist ein großer Fortschritt zugunsten von Gleichberechtigungen, aber überschwemmt die Medien und eben auch die Verlage und deren Lektorate, führt jedoch nicht automatisch zu guter Qualität, im Gegenteil. Und da helfen auch keine Schreibprogramme, die vorgeben, Fehlerhaftes zurechtzurücken, um damit zu guter Literatur zu werden. Und wird es auch die neue Ikone KI nicht richten können.
Nicht mehr nur Papier ist geduldig, sondern haben sich mittlerweile Festplatten, E-Reader, sogar Audiobooks dazugesellt, die keinen Mucks sagen, wenn auf ihnen Seiten archiviert, auf sie downgeloadet und über sie verbreitet werden. Dazu kommen weitere bereits existierende Datenträger und sicher auch noch zu erwartende neue Formen der Datenübertragung. Wie weit sind wir noch von der Implantation und Kommerzialisierung von Lesechips entfernt? Technisch gesehen sind sie sicher bereits produzierbar, womöglich schon hier und da eingepflanzt.
Auch ich gehöre zu den Tätern
Fast Jede/r meint in der Lage zu sein, schreiben zu können. Oh ja, ich schließe mich da durchaus mit ein, dessen Elaborate in seiner Schulzeit in dem Unterrichtsfach ‚Deutsch‘ immer nur mit den damaligen Noten wie ‚ausreichend‘, ‚gerade noch ausreichend‘, auch durchaus manchmal mit einem verachtenden ‚mangelhaft‘, wenn sie gnädig ausfielen, vielleicht einmal mit einem ‚befriedigend‘ zensiert wurden.
‚Zensiert‘ kommt übrigens von ‚Zensur‘ (der Duden sagt: ‚Zensur = von zuständiger, besonders staatlicher Stelle vorgenommene Kontrolle, Überprüfung von Briefen, Druckwerken, Filmen o. Ä., besonders auf politische, gesetzliche, sittliche oder religiöse Konformität‘). Heute, genauer gesagt, seit dem 16. Februar 2018, traue ich mich in die virtuelle, bisweilen sogar in die gedruckte Öffentlichkeit mit eigenem Geschriebenem und Illustriertem, damals einzig und allein als Mittel zu meiner Rekonvaleszent von einer langen Krankheit betrachtet und einer Befreiung aus einer daraus resultierenden Isolation (Link).
Unverzeihlich weit bin ich abgeschweift, ich hatte doch anfangs nur eine Sache vor Augen: eine formidable verlegerische, wenn auch traditionelle, darum nicht unbedingt verwerfliche Idee jenes Verlages vorzustellen, von dem ich ganz oben erzählte, ohne bereits seinen Namen verraten zu haben. Aber es war buchaffinen Lesern sicher schon klar oder war von ihnen zu ahnen, von wem ich da schrieb: eben dem mareverlag.
Ein Verlag zu Wasser, zu Lande, im Fernsehen und im Radio
Ein Verlag, mit dem ich schon immer eine tiefe Sympathie hegte, ab der allerersten Nummer der Zeitschrift mare im Frühjahr 1997, ein damals gewagt erscheinendes Projekt, das aber nach wie vor am Leben ist, dabei nicht am Tropf hängend, sondern mittlerweile mit der Nummer 168 (*) auf dem Markt. Optisch und akustisch kraftvoll medial flankiert von mareTV und Mare Radio.
Außerdem springt mich an, dass der Verlag die großartige und mutige Elisabeth Mann Borghese, jüngste Tochter von Thomas und Katja Mann, und die als radikale Europäerin ihrem ältesten Bruder Klaus am nächsten stand, zum Spiritus Rector und guten Geist des Verlages geadelt hat.
Denn Verlagsgründer Nikolaus Gelpke hatte sie bereits mit 25 Jahren als Volontär in Elisabeth Mann Borgeses 1972 gegründetem International Ocean Institute auf Malta kennengelernt (Link).

Nun hat der mareverlag also eine neue Klassiker-Kollektion aus der Taufe gehoben, die morgen in der Bremer Albatros Buchhandlung von der verantwortlichen Verlegerin und Programmleiterin Judith Weber vorgestellt wird.
Lassen wir den Verlag selbst dazu zu Wort kommen:
In unserem Programm unterteilen wir die Klassiker-Reihe in die großen und die kleinen Klassiker. Das hat jedoch nicht mit einer qualitativen Bewertung zu tun – das wäre doch recht anmaßend –, sondern lediglich mit dem Format. In jedem Programm gibt es einen großen Klassiker, die kleinen erscheinen hingegen unregelmäßig. In der großen Reihe haben wir uns in den vergangenen Programmen bereits um ein ausgeglicheneres Geschlechterverhältnis bemüht, denn es gibt wahrlich genügend unbekannte weibliche Stimmen zu entdecken! In der kleinen sind dagegen bislang ausschließlich männliche Autoren erschienen – ein Missstand, den zu beheben sich unsere Programmleitung Judith Weber vor ein paar Jahren vorgenommen hat: mit einem fulminanten Ergebnis! Am 21. Februar präsentieren wir Ihnen nun gesammelt diese vier wichtigen Stimmen: Katherine Mansfield mit »In der Bucht«, Elinor Mordaunt mit »Das Herz eines Schiffes«, Carme Riera mit »Und ich lass dir als Pfand das Meer« und Constance Fenimore Woolson mit »Skizzen des Südens«.
Und dieses sind die vier neuen mare-Bände, die die erste Lieferung im Frühjahr dieses Jahres ausmachen:

Über die letzte der vier Publikationen freue ich mich besonders, da taucht als Verfasserin des Nachworts Kirsten Brandt auf, meine hochgeschätzte langjährige Kollegin in meiner Literaturagentur in Barcelona, heute anerkannte Übersetzerin aus der spanischen, katalanischen und der portugiesischen Sprache.

Einen Nachtrag erlaube ich mir, um einen weiteren Lobgesang auf das Projekt mare anzustimmen: gerade eben habe ich mir während meiner Siesta in der ARD-Mediathek einen neuen Beitrag von mareTV angesehen, der ein Porträt von Barcelona sendet. Ich hatte das Glück, in dieser Stadt - zusammen mit meinem verstorbenen Mann Hartmut - leben und arbeiten zu dürfen, und ich darf gestehen, dass mir eben beim Anblick mancher Bilder die Tränen liefen...
Hier der Link: http://bit.ly/3Xv1W7m
Weblinks:
Homepage | mareverlag: https://www.mare.de
Albatros Buchhandung: https://albatros-buch.de/
Wenn Du willst, kannst Du mir gerne Deinen Kommentar schicken, und zwar an diese Mail-Adresse: blog.guenny@mercadodelibros.info
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