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Davon wusste ich bislang nichts…

Autorenbild: Guenter G. RodewaldGuenter G. Rodewald

6. März 2025 - ... aber seit dem vergangenen Montagabend schon. Da nämlich stellte der Gründer einer kulturellen Bremer Einrichtung, Carsten Dohme, sein Projekt dem Ausschuss für Stadtentwicklung, Tourismus, Kultur und Wirtschaft des Beirates Vegesack vor, nämlich die Kulturtafel Bremen. Betrieben wird die Initiative durch seinen Gründer, seine Frau Anke, einigen festen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sowie einer großen Zahl von Ehrenamtlichen.


Ihr Ziel beschreibt die Kulturtafel in ihrem ausführlichen Whitepaper klar und deutlich so:


»Fast 1/3 der Menschen in Bremen leben an der Armutsgefährdungsschwelle. Davon betroffen sind in besonderem Maße alte Menschen, Alleinerziehende, Familien mit Kindern, Menschen mit Migrationshintergrund und Flüchtlinge.


Die Gründe dürften hinlänglich bekannt sein: es sind steigende Verbraucherpreise, hohe Mieten, geringe Renten oder Einkommen. Diese Menschen haben

a. schlichtweg kein Geld für Kunst, Kultur und Bildungsangebote übrig. Aber laut §27 der UN-Menschenrechtskonvention haben sie ein Recht darauf und

b. doch häufig nicht die Chance und die Möglichkeit auf eine gesellschaftliche Teilhabe.


Als Kulturtafel Bremen treffen wir in allen sozialen Schichten auf Menschen, die unter Vereinsamung leiden. Geringe finanzielle Mittel sind nur ein Grund für eine eingeschränkte gesellschaftliche Teilhabe.«


Mittlerweile hat die 2022 gegründete Kulturtafel Bremen viele kooperierende Unterstützer in der Kulturszene der Hansestadt gewinnen können, und es werden immer mehr, siehe hier. Regelmäßig veröffentlicht sie einen Newsletter mit der Liste der aktuellen unterstützten Kulturveranstaltungen, einen generellen und verschiedene speziell auf einige Stadtviertel bezogene. Das Angebot der Veranstaltungen wird bewusst breit verstanden, das kann von dem Konzert einer Schlager-Soubrette wie einer Andrea Berg in der ÖVB Arena bis hin zum Sommernachtstraum in der Shakespeare-Company reichen, wie von einem Vortrag in der Olbers-Gesellschaft bis hin zu einem Ausstellungsbesuch in der Weserburg.

 

Anmelden können sich Betroffene sowie Kulturbegleiter und Unterstützer über die Homepage der Kulturtafel.

                                                                                  

© Ronald D. Vogel

Ihre Aktivität wird und wurde bereits vielfach begrüßt, wird von vielen genutzt und gesponsort. Eine der letzten Anerkennungen war der Preis der Sieben Faulen 2024, der ein Preisgeld von € 25.000,- beinhaltet. Für ihren vorbildlichen Einsatz wurde die Kulturtafel mit diesem Preis prämiert. 


Es bleibt festzuhalten: Die Kulturtafel Bremen ist ein vorbildliches Projekt im Kampf gegen Kulturarmut und verdient jedwede Unterstützung, privater und öffentlicher Hand.


 

Notabene | Nachtrag | Einwurf:


Die schöne, den Müßiggang preisende Sage von den Sieben Faulen, der durchaus zu einem gepflegten Kulturleben dazugehört, hat mir schon immer gefallen. Man kannte sie aus der ‚Heimatkunde‘ in einer der ersten Klassen der Grundschulzeit, erlebte aber eine gedruckte Wiederbelebung durch eine Neuausgabe des Erstdrucks von »Bremen's Volkssagen« von Friederich Wagenfeld (1810 – 1846) durch den Bremer Verlag Friedrich Röver. Der wiederum war gut mit meinem Vater befreundet, der neben Buchhändler auch eingefleischter Antiquar war und dem bei dem Ankauf eines Bibliotheksnachlasses ein Exemplar der historischen 1845er-Ausgabe in die Hände fiel.

Spätere Ausgaben (1928 bei der Bibliophilen-Gesellschaft Bremen und 1947 im Bremer Schüssel-Verlag) waren gekürzt und bearbeitet. So kam dann bei Röver 1965 eine neue, dann wieder komplette und unveränderte Ausgabe auf den Markt. In jenen Jahren machten solche Publikationen als »Bremensien« auf dem lokalen Buchmarkt viel Wind, so war auch der neue wiederauferstandene Wagenfeld ein echter verlegerischer Coup und wurde sehr gut verkauft. 1996 brachte der Temmen Verlag noch einmal eine neue, mit Illustrationen versehene und von Bernd Ulrich Hucker edierte und mit Erläuterungen versehene Ausgabe heraus. Diese ist aber mittlerweile leider vergriffen.


Dass die Sage der Sieben Faulen eine reine Wagenfeld-Erfindung war – wie so manche der Geschichten in dem Band – ist längst erwiesen. Der Bremer Historiker Frank Hethey schreibt darüber ausführlich in einem seiner Beiträge in WK | Geschichte · Das Portal für vergangene Zeiten.

 

Weblinks:

  • Homepage | Kulturtafel Bremen: Link

  • Das Whitepaper der Kulturtafel Bremen: Link

  • Audio 'buten un binnen' über die Kulturtafel Bremen: Link

  • DIE NORDDEUTSCHE über die Kulturtafel Bremen: Link

  • TV-Interview mit Gründer Carsten Dohme: Link

  • Frank Hethey | Ein sagenhaftes Geschäft: Link

  • Die Sage der von den Sieben Faulen | Download: Link

 

Wenn Du willst, kannst Du mir gerne Deinen Kommentar schicken, und zwar an diese Mail-Adresse: blog.guenny@mercadodelibros.info

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