Wieder ein sehr trauriger Grund, mich an den Rechner zu setzen… Das war sein allerletzter von ihm verfasster Eintrag in seiner von ihm rege und immer offenherzig betreuten Facebook-Seite, den ich von Christian von Zittwitz las. Der Eintrag ist vom 29. Juli, nur 24 Tage vor seinem Tod. Und es war mal wieder einer seiner vielen Nachrufe auf jemanden aus der weit umfassenden Gemeinde seiner liebgewonnenen und hochgeschätzten Freunde, Vertrauten, Kollegen und Zeitgenossen. Mit dieser Nachrede verabschiedete er sich von „einem seiner auch im Wortsinn ‚größten‘ Freunde aus der Branche“, dem Buchhändler, Verleger, Redakteur, Buchhändler im Sortiments- und Großbuchhändler Thomas Kniffler. Es häuften sich seine Nachrufe, er kannte einfach so viele in unserem Gewerbe, und er kannte sie alle so lange schon, und wen gab es, der ihn in unserem Geschäft nicht kannte.
Ich kannte seinen Namen natürlich auch schon lange, er kannte meinen, weil mir die große Ehre zuteilwurde, dass ich für „seinen“ BuchMarkt aus der Ferne, aus Barcelona, aus Spanien immer mal wieder Geschichten, Ereignisse und Beobachtungen sowohl auf der Homepage des Magazins wie in der Print-Edition kolportieren durfte. „Korrespondent“ durfte ich mich sogar nennen, Quereinsteiger, der ich in all meinen Berufen in meinem Leben war und bleibe.
Auf der Messe, beim traditionellen und immer von fast der gesamten Buchbranche besuchten Empfang am Messevorabend, dem Dienstag, am Stand des BuchMarkt begrüßten wir uns immer, immer per „Sie“. Das „Sie“ begruben wir dann aber endgültig am 12. Juli 2019 bei der unvergesslichen Feier im Festsaal des Literaturhauses Hamburg zum 80. Geburtstag der Verlegerin des Arche Verlags Raabe + Vitali, des Luchterhand Literaturverlages, des Arche Kalender Verlages und der edition momente, Elisabeth Raabe. Natürlich durfte Christian bei dieser Feier auf keinen Fall fehlen.
Und ich durfte bei dieser Feier mit ihm an einem Tisch sitzen, zusammen mit Sybil Gräfin Schönfeldt, mit Waltraut und Christian Brückner und Alexandra Wübbelsmann. Dabei kamen wir uns endlich näher und verstanden uns blendend. Wie denn auch nicht? Humor trifft auf Witz, und umgekehrt. Und spannende Lebensgeschichten hatten wir auch gegenseitig auszutauschen. Der Abend ist fest in meiner Erinnerung verankert.
Bald kamen die Nachrichten über Christians Erkrankung, aber es schien so, dass er sie wohl besiegen konnte. Unverzeihlich, dass diese unbarmherzige Krankheit dann am Ende noch nicht einmal Respekt vor solch einem optimistischen Menschen hatte, dem der Schalk im Nacken sitzt, dem nie eine Idee auszugehen schien und der von allen, die ihn kannten, so hoch geschätzt wurde. Und wenn es jemanden gegeben haben sollte, der ihn nicht zu schätzen wusste, dann kannte diese/r ihn auch nicht.
Ich bin sicher, er war auch in seinem Betrieb, seiner Redaktion, seinem Projekt ein fairer Player, er wusste ganz offensichtlich, mit Leichtigkeit zu delegieren, abzugeben. Da hinein passt denn auch und zählt ebenfalls zu seinen großen Leistungen, dass er von seinem Sprössling loslassen und ihn in nachfolgende Hände übergeben konnte, jenes einzigartige, in jeder Beziehung unabhängige Sprachrohr der Branche, in dem jeder und jede ihrer Mitspieler zu Wort und zu seinem und ihrem Recht kam, sei es der Buchhandel, vor allem der unabhängige, die Verlage und alle, die darin arbeiten, Autoren, Illustratoren, Übersetzer und, und, und.
Christian von Zittwitz, CvZ, der gute Mensch von Meerbusch – er wird allen sehr fehlen. Und unsere gegenseitigen Glückwünsche zu unseren Geburtstagen, auch die werden fehlen, denn die lagen fast zusammen, Christian am 18. November, ich am 19. desselben Monats, die paar Jahre dazwischen, die zählen nicht.
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