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  • AutorenbildGuenter G. Rodewald

Ein Podcast-Nerd


Ein Podcast-Nerd bin ich in den vergangenen Jahren geworden, so wie mich seit Kindesbeinen das Radio gefesselt hat. Damals erst noch via der Mittelwelle (ja, mit genau der - so alt bin ich …), dann bald der Ultrakurzwelle, seit ein paar Jährchen per dem Hörgenuss mittels dem Digital Audio Broadcasting (+DAB) und heute eben dank des Internets mit diversen Podcast-Plattformen. Manche von ihnen haben mich längst als reguläre Hörer gefunden - z.B. die „Zwischentöne“ des DLF, den „Eins zu Eins. Der Talk“ des BR (vor allem die Gespräche mit Achim Bogdahn), die Interviews von Jörg Thadeusz in „THADEUSZ“ auf WDR 2 (wenn er nicht gerade mal wieder Ferien macht) oder die seit kurzem, genau: seit November 2022, ausgestrahlten Treffen von Kurt Krömer in „Feelings“ von amazon.de (sorry!) mit Gästen, von deren Besuch er vorher nichts wusste.

Und genau eines dieser Treffen von Krömer hatte es mir dermaßen angetan, dass ich nicht anders konnte, als beiden Gesprächspartner einen gemeinsamen Brief zu schreiben, weil mich die Offenheit der Unterhaltung der beiden Partner über meine eh schon vorhandene Wertschätzung beider Personen hinaus beeindruckt hatte. Zu Gast war in der Sendung Maren Kroymann.


In dem Talk kamen die beiden gegen Ende auch auf das Thema der Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit, speziell der NS-Jahre, zu sprechen und deren Explosionskraft in manchen Familien. Eine Erfahrung, die ich vor einiger Zeit auch an meiner eigenen Person machen musste (oder konnte…). Nun, auch darüber hatte ich den beiden – sogar ziemlich detailliert – geschrieben.


Ohne damit beim Verfassen oder Absenden meines Briefes (sehr traditionell via dem Versandweg per Briefpost – Link: https://bit.ly/3rHptor) daran gedacht zu haben, erreichte mich einige Wochen später ein sehr persönlicher, handgeschriebener zweiseitiger Antwortbrief von Maren Kroymann, der mich ein zweites Mal sehr imponierte. Dazu eine Autogrammkarte (wohl die erste in meinem Leben, die ich bekomme…) mit einer Widmung: „Für einen mutigen Menschen Guenter G. Rodewald, Sehr herzlich Maren Kroymann“.


Ich erlaube mir, den Brief von Maren Kroymann hier öffentlich zu machen:

Die Transkription:

5.6.2023


Lieber Guenter Rodewald,

danke für Ihren tollen Brief.

Und Entschuldigung, dass ich erst

heute dazu komme, ihn zu

beantworten.

Zu Ihrer ergreifenden Familien-

Geschichte: Es bedeutet für eine

Familie eine große Stärke, sich

der NS-Vergangenheit Ihres Vaters

zu stellen. Geschwiegen, lange genug

geschwiegen, haben ja die meisten.

Schweigen, Verdrängen, Nicht-Aufarbeiten

bedeutet Schwäche – es bedeutet auch,

nicht zu sich selbst zu stehen.

Das ist Ihnen als spät geouteter

schwuler Mann bekannt! Deswegen


- Seite 2 –


finde ich es ganz großartig,

daß Sie den mutigen Schritt des

Öffentlich-Machens gehen. Darin

liegt Souveränität und Authentisch-

Sein. Sie sind ja weiß Gott

nicht die einigen Menschen in diesem

Land, die Nazi-Eltern hatten.

Wo waren die denn alle nach

45? Glauben Sie mir: es hilft

auch anderen Nazi-Nachkommen,

was Sie tun. Manchmal dauert

es eben mehr als eine Generation,

mit sich und seiner Herkunft ins

Reine zu kommen. So schön, dass

Sie sagen, Sie haben trotzdem ein

gutes Verhältnis zu Ihrem Vater (gehabt?).

Wir müssen auch lernen, die Ambi-

Valenz von Empfindungen auszuhalten.

Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem Schritt

und wünsche Ihnen die Stärke, den Dissens

mit Ihren […] auszuhalten.

Sie haben offenbar mehr Mühe als Sie,

zu dem zu stehen, was sie sind.

Sehr herzlich Maren Kroymann


Ich denke, es ist nachzuvollziehen, dass mich dieser Brief sehr ge- und berührt hat.

 

Zur Ergänzung einige Links:

 

Natürlich lasse ich mir nicht entgehen, den Auftritt von Maren Kroymann und ihrer Band am 27.08.2023 um 18 Uhr im Theater Bremen zu besuchen – zwei Plätze in der ersten Reihe sind längst geordert. Ich freue mich sehr auf den Abend!

 

Wenn Du willst, kannst Du mir gerne Deinen Kommentar schicken, und zwar an diese Mail-Adresse: blog.guenny@mercadodelibros.info.

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