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  • AutorenbildGuenter G. Rodewald

Eine Bremer Publikation...

Aktualisiert: 23. Mai


… macht deutschlandweit von sich reden, und sicher bald auch außerhalb des Landes. Der rührige und unermüdliche Bremer Verleger Helmut Donat hat mit der finanziellen und inhaltlichen Unterstützung durch die Bremer Beate + Hartmut Schaefers Stiftung eine großartige Buch-Kampagne lanciert, die sich ebenso der Förderung durch den Bremer und den Berliner Senat erfreut.


Wie das offizielle Branchenblatt des Deutschen Buchhandels, das »Börsenblatt«, am vergangenen Freitag, dem 8. März, mitteilte, lierferte der Donat Verlag ein Kinderbuch über die Judenverfolgung in der NS-Zeit an Schulen in Bremen und Berlin.

»15.000 Exemplare der Neuausgabe von ‚Das Mädchen aus Harrys Straße‘ von Sigmar Schollak gehen kostenfrei an Berliner und Bremer Schulen, um über Antisemitismus und Judenhass aufzuklären. Möglich macht das die Unterstützung durch die Bremer Beate + Hartmut Schaefers Stiftung


Die ganze Geschichte


Dank der großzügigen Unterstützung der Bremer ‚Beate + Hartmut Schaefers Stiftung‘ wurde dieses Buch für Kinder ab etwa 10 Jahren neu herausgebracht, das ideal dafür geeignet ist, über den immer weiter um sich greifenden Judenhass und über die Judenverfolgung im Dritten Reich aufzuklären. Sein Titel: ‚Das Mädchen in Harrys Straße‘, geschrieben hat es Sigmar Schollak.


Das Buch ist durch die Illustratorin Anna Schilling feinfühlig, in versöhnlichen Farben in Buntstift-Technik gezeichneten Bildern ausgestattet, zum Vorlesen und ebenso gut als Geschenk geeignet. Aber es ist vor allem auch bestens für den Unterricht an Schulen wegen seines Themas von Nutzen und einsetzbar - ab der fünften / sechsten Klasse und aufwärts. So haben Bremer und Berliner Schulen von dem Buch 5.000, respektive 10.000 Exemplare kostenlos für Unterrichtszwecke gestiftet bekommen, die sie an die Schulen verteilen werden. Im Handel kostet das Buch 12 €, bis zum 28. März kann es aber noch via der Homepage des Verlages zum Preis von 9 € subskribiert werden.


Ein »altes« Buch


Das Buch ist in der Tat nicht neu, im Gegenteil, es hat eine schon recht lange und wechselvolle Geschichte hinter sich: es erschien das erste Mal 1978 in der DDR im ‚Kinderbuchverlag Berlin‘, damals illustriert von Thomas Schallnau. Der Verlag gehörte zu den führenden Kinderbuchverlagen der DDR, auch international hoch angesehen, der auch viele Lizenzen ins ‚nicht sozialistische' Ausland vermitteln konnte. Aber der Geschichte des Verlages, der nach der Wende durch die Treuhand  verwaltet wurde, fielen viel weitere wertvolle Publikationen zum Opfer, das heißt sie verschwanden in der Versenkung, so wurden viele wichtige und wertvolle Titel nie wieder aufgelegt.


Es gab aber auch Ausnahmen: 1992 entschied sich der in Westberlin ansässige von 1978 bis 2000 existierende Verlag Elefantenpress zu einer Neuausgabe der aus dem alten Kinderbuchverlag-Programm versunkenen Schollak-Geschichte, dieses Mal mit den Illustrationen von Horst Rudolph. Aber durch das Ende auch dieses Verlages - der nach seinem Verkauf an den Random House Konzern eine Zeitlang nur noch als Imprint-Logo weiterlebte - wurde ‚Harrys Straße‘  erneut ‚eingeebnet‘…



2011 erschien das Buch dann aber erneut, jetzt im Bremer Donat Verlag. Es erschien wiederum mit neuen Illustrationen, dieses Mal geschaffen von Sabine Jaene, und mit einem Nachwort des Hamburger Journalisten, Publizisten, Schriftsteller und Regisseur Ralph Giordano (1923-2014) versehen.


Die Story


Die dicht erzählte Geschichte spielt sich auf recht wenigen Seiten ab und ist - kurz erzählt - diese:


Harry steigt die ausgetretenen Stufen eines Berliner Mietshauses empor, als er plötzlich einen Schrei hört. Es poltert, und zu seinen Füßen liegt das Mädchen, jenes dunkeläugige, zierliche und schüchterne Mädchen, das Harry schon lange heimlich bewundert. Er sieht den gelben Stern an ihrem Kleid und erschrickt: Es ist doch verboten, mit solchen Menschen zu sprechen!


Von seinem Freund erfährt er, dass die Juden in Arbeitslager gebracht werden. Harry will mehr erfahren. Seine Mutter möchte nicht darüber reden, der Vater deutet an, den Juden stünde vielleicht noch Schlimmeres bevor als der Aufenthalt in einem Lager. Doch die Begegnung mit dem jüdischen Mädchen Miriam 1942 in Nazi-Deutschland lässt ihn neugierig und aufmerksam werden. Soll sie sein Feind sein, wie man es ihm in der Hitlerjugend beigebracht hat? Harry beschließt, Miriam, das jüdische Mädchen aus seiner Straße, vor der Verfolgung zu retten. Er findet ein Versteck und stiehlt Lebensmittelkarten für sie. Doch werden seine Wünsche, seine Hoffnungen sich erfüllen? (Quelle: Donat Verlag)


Der Verlag schreibt weiter:


Sigmar Schollaks Geschichte gibt viel von der Atmosphäre jener Zeit wieder. Überzeugend ist Harry dargestellt, der durch seine Zuneigung zu Miriam beginnt, Fragen zu stellen und genauer hinzuhören, wenn ihm jemand etwas erzählt. Er stellt fest, dass sich in den Behauptungen der Erwachsenen Angst, Gleichgültigkeit und Unwahrheiten verbergen, und versucht zu helfen, wie es ihm als Zehnjährigen möglich ist. Die einfühlsamen, von Anna Schilling geschaffenen Zeichnungen unterstützen die Plastizität der Geschichte.


Begleitung in den Schulunterricht


Donats Publikation wird nebenbei von einer umfassenden Unterrichteinheit, begleitet von verschiedenen Arbeitsmaterialien, die die in Freiburg i.Br. wirkende Studienrätin Annette Lienhard in Kooperation mit dem Verleger des Buches erarbeitet hat. Dieses Material kann von der Homepage der Bremer Senatorin für Kinder und Schule heruntergeladen werden: https://bit.ly/3IyHtGL).

 

Der Autor


Sigmar Schollak (1930-2012) war Journalist, Kinderbuchautor und Aphoristiker. Schollaks Familie war während des Dritten Reiches Repressalien ausgesetzt, denn sein Vater war Jude, d.h. seine Eltern lebten in einer von der NS-Propaganda so genannten ‚Mischehe‘. 1944 begann der junge Schollak eine Lehre in der Bekleidungsindustrie, brach diese jedoch 1945 ab, um Musikunterricht zu nehmen. Nach dem Krieg vervollständigte er seine Ausbildung durch den Besuch eines Konservatoriums und der Musikhochschule Berlin-Charlottenburg. Anschließend arbeitete er bis 1960 als Musiker in verschiedenen Orchestern, bis die zunächst nebenberuflich ausgeübte Tätigkeit als Feuilleton-Journalist und Autor zu seinem Hauptberuf wurde.


Aufgrund der politischen Verfolgung und der Flucht seiner Eltern nach West-Berlin wurde Schollak nicht zum Literaturstudium zugelassen und gab 1961 nach dem Mauerbau seine Tätigkeit als Journalist auf. Schollack veröffentlichte alle seine Kinderbücher im Kinderbuchverlag, bis ihm der Abdruck zweier Manuskripte durch das Kulturministerium der DDR im Jahre 1980 verboten worden war.


Im gleichen Jahr stellte Schollak, als Reaktion auf die Ausbürgerung von Wolf Biermann, einen Ausreiseantrag, dem dann nach zwei Jahren - 1982 - stattgegeben wurde. Noch im selben Jahr erhielt er ein einjähriges Stipendium des Deutschen Literaturfonds in Darmstadt. In der Folgezeit entstanden mehrere Bücher, in denen Schollak seinem Hang zur Satire endlich nachkommen konnte. Weiterhin verfasste er Aphorismen und Rundfunkbeiträge für den Sender RIAS und für verschiedene weitere Sender in der Bundesrepublik.



Sigmar Schollak war der Begründer des Autorenkreises der Bundesrepublik und bis zu seinem Austritt 1997 auch dessen Vorsitzender und Mitinitiator des Hans-Sahl-Preises. Von 2008 bis 2012 war er Mitglied des P.E.N.-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland. (Quelle: Wikipedia)

 

Die Illustratorin


Anna Schilling, geboren 1983 in Freiburg im Breisgau, studierte »Integriertes Design« an der Hochschule für Künste Bremen. Seit 2012 arbeitet sie als freie Illustratorin und Grafikdesignerin.


Unter vielen anderen hat sie auch das Kinderbuch »Warum heulst du, Heulehund?« des erfolgreichen Bremer Autors Will Gmehling illustriert (Beltz & Gelberg, Weinheim 2021), so auch sein gerade erschienenes Buch »Molly Blume« (Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2024).



 

Der Verleger:


Helmut Donat durchlief eine Ausbildung zum Bankkaufmann, legte aber anschließend das Abitur ab und studierte in Braunschweig, um Lehrer zu werden. 1972 zog er nach Bremen. An der Universität Bremen war er bis 1981 als Lehrbeauftragter und akademischer Tutor tätig. 1984 gründete Donat mit Horst Temmen den Verlag Donat & Temmen, der bis 1987 bestand. Aus dem Verlag gingen im selben Jahr Temmens Edition Temmen und Donats Donat Verlag hervor, der seit 1989 seinen Sitz in Bremen-Borgfeld hat.


Donat ist Mitbegründer des 1984 entstandenen Arbeitskreises Historische Friedensforschung (AKHF) sowie Begründer und Mitherausgeber der Schriftenreihe Das andere Deutschland.


Journalistisch ist Helmut Donat in der linken junge Welt und in der linksliberalen taz anzutreffen. Im Weser-Kurier erhielt er Raum, seine verlegerische und Autorentätigkeit vorzustellen.


Ehrungen:


1990 Kultur- und Friedenspreis der Villa Ichon |1996 Carl-von-Ossietzky-Preis für Zeitgeschichte und Politik »Für seine herausragende verlegerische Leistung« | 2011 Plattdeutsches Buch des Jahres 2011


Ausführliches CV von Helmut Donat:


 

Weblinks:

Download | Rezension in »Junge Welt«:

 

Wenn Du willst, kannst Du mir gerne Deinen Kommentar schicken, und zwar an diese Mail-Adresse: blog.guenny@mercadodelibros.info 

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