2. Juli 2018 - Im Rahmen der Konzertreihe im Schloss Schönebeck in Bremen-Nord konnte ich am Sonntag den attraktiven Auftritt des jungen Schweizer Baritons Äneas Humm genießen, dem am 2. September im Bremer Rathaus der diesjährige Förderpreis Deutschlandfunk verliehen wird , der seit 1998 gemeinsam vom Deutschlandfunk und dem Musikfest Bremen an hochbegabte Nachwuchskünstler vergeben wird.
Äneas Humm hatte sich zwei durchaus anspruchsvolle Liederzyklen von Robert Schumann ausgesucht, die er – zurückhaltend und dezent begleitet von dem italienischen Pianisten Alessandro Amoretti – in beindruckend reifer Weise zur Aufführung brachte: den Liederkreis op. 39 und Dichterliebe op. 48, beide im Jahre 1840 komponiert, mit den Texten von Joseph von Eichendorff, respektive Heinrich Heine.
Den ersten Teil des Konzerts bildete der Liederkreis, den Humm in vier Teile á drei Lieder aufgeteilt hatte, dazwischen spielte Amoretti verschiedene Stücke für das Klavier, ebenfalls von Robert Schumann, einmal aus dem Album für die Jugend, dann das Intermezzo op. 4 nº 6 und als Drittes den Marsch aus Bunte Blätter op.99.
Schon die eher leisen ersten Lieder des Liederkreises gestaltete der Bariton bereits sehr feinfühlig und mit sauberer Pronunzation, die sich durch den ganzen Abend zog.
Aber man war erstaunt, überrascht bis überwältigt, besonders später auch im zweiten Teil des Konzerts bei einigen Liedern der Dichterliebe, als Humm sich bei einigen der folgenden Lieder ins forte bis fortissimo steigerte – ein solch großes Stimmvolumen hätte man dem Sänger mit seiner eher grazilen Erscheinung gar nicht zugetraut.
Der zweite Teil des Abends bedeutete dann noch eine weitere Steigerung. Man staunte über den intensiven Vortrag der Gedichte von Heinrich Heine, Humm machte den Eindruck, er wusste, wovon er sang, von welchen Leiden und Freuden der Liebe. So war sein Gesang von Wahrhaftigkeit geprägt und wirkte ausgesprochen glaubwürdig.
Besonderes Vergnügen bereitete dem Publikum beim Vortrag der Dichterliebe die auffällige, aber nie aufdringliche Freude des Baritons für die szenische und darstellerische Untermalung seines Gesangs. Das lässt beim Rezensenten Vorfreude aufkommen, Humm demnächst auch einmal auf der Opernbühne auftreten zu sehen.
Es bereitet ja sowieso ein Vergnügen, mit welcher angenehmen Präsenz sich junge Sänger heutzutage auf der Bühne bewegen, weit entfernt von der starren, oft nahezu unbeweglichen Darstellung an der Rampe, die die Oper so lange prägte. Das konnte ich neulich mal wieder sehen, bei der vorbildlichen und unterhaltsamen Inszenierung von Strawinskys The Rake’s Progress am Theater Bremen.
Vielleicht überlegt sich das Theater Bremen – erst recht jetzt nach dem Förderpreis vom Musikfest Bremen – Äneas Humm für eine Produktion in der kommenden Spielzeit einzuladen. Ich werde mir es dann keineswegs entgehen lassen, mich ins Publikum zu setzen.
Nach dem sehr herzlichen und ausdauernden Applaus durch das zahlreiche Publikum wurde der Abend noch gekrönt, als Äneas Humm einen weiteren Preis überreicht bekam: der Nachwuchsförderpreis für Darstellende Künste in der Rubrik Musiktheater der proskenion Stiftung.
Ich habe an dem Abend einen Künstler kennenlernen dürfen, der zweifellos eine große Zukunft vor sich hat, auf der Bühne, aber ebenso als Liedsänger und in Oratorien.
Weblinks:
Link | Äneas Humm: https://www.aeneashumm.com
Link | Musikfest Bremen: https://www.musikfest-bremen.de/start
Link | Förderkreis | DLF: https://bit.ly/3OT49V5
Link | Proskenion Stiftung: http://proskenion.de/
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