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AutorenbildGuenter G. Rodewald

Fisch & Fleisch

Aktualisiert: 2. Dez. 2020


Heute Freitagabend werde ich eine Lesung besuchen, die im Rahmen der Ausstellung RAUM FÜR VERMUTUNGEN – Vom Finden und Erfinden – Literatur trifft Archäologie im Hafenmuseum Speicher XI stattfinden wird. Es werden dabei drei der Autoren lesen, die mit ihren Beiträgen in der Exposition präsent sind: Anke Bär, Christine Glenewinkel und Per Leo. Moderieren wird den Abend Esther Willbrandt, Redakteurin bei Radio Bremen.


Eigentlich hatte ich geplant, bereits nach meinem Besuch der Eröffnung der Ausstellung im Juni etwas dazu zu schreiben. Darüber hingekommen... Denn gefallen hatte mir die Ausstellung mit dem kuriosen Titel, unter dem man zunächst nicht wirklich ermessen konnte, was sich hinter ihm verbergen könnte. Da sie aber noch bis Ende November läuft, kann es keinesfalls schaden, wenn ich den versäumten Bericht aus dem heutigen aktuellen Anlass nachhole.


Der Sinn des Ausstellungstitels eröffnete sich mir dann aber umgehend, als ich den Raum betrat: Elf archäologische oder geheimnisvolle Funde werden ausgestellt, die in der Weser gefunden wurden und die in Zusammenhang mit der Seefahrergeschichte stehen, einer kurioser als der andere. Zu jedem dieser angeschwemmten, aufgetauchten, in Museen ausgestellten oder irgendwo ausgegrabenen Entdeckungen wurde eine Autorin, ein Autor eingeladen, einen Text dazu zu verfassen. Mancher illustriert den Fund (wie Ian Watson), manch einer phantasiert über ihn (wie Michael Augustin), und wieder ein anderer lässt sich von ihm zu längeren Gedanken hinreißen (wie Moritz Rinke).


Sie alle aber "treten in Wechselwirkung mit dem Objekt. Wo kommt das Objekt her? Unter welchen Umständen gelangte es an diesen Ort? Wie entstand es? Wer hat es benutzt? Entstanden sind vielfältige Texte von der etymologischen Studie über Gedichte bis hin zu einem Märchen, alle streng subjektiv und rein fiktiv", beschreiben die Macher das Konzept der Ausstellung.


Die eingeladenen Autoren und Autorinnen sind:

Jeder dieser Texte ist auf große Stellwände kopiert, in klarer schwarzer Schrift (gesetzt in der Linotype Anzeigen Grotesk?), auf hellweißem Grund. Seitlich der Wände liegen unter Glas auf ebenfalls weißen Sockeln die einzelnen Funde undsind Study Schreibtischlampen angebracht, in denen statt der Glühbirnen Licht Lautsprecher Töne in einen darunter montierten Lampenschirm ausstrahlen, die die Texte ihrerseits begleiten. Diesen Schirm - von innen zusätzlich noch mit Fotografien dekoriert - kann man sich, da auch er an einem Gelenkarm angebracht ist, in die eigene Kopf- bzw. Ohrenhöhe stellen und der akustischen Begleitung zuhören.

Alles ist locker, fast wie zufällig, großzügig in dem geräumigen hellen Obergeschoss des Hafenmuseums platziert. Vor einigen Stellwänden stehen Sitzhocker zum entspannten Lesen und Betrachten der Texte (leider nicht vor allen, muss ich als geh- und stehbehinderter Besucher vermerken). Und obwohl es sich nur um elf verschiedene Projekte handelt, die sich präsentieren, hat man Lust zu verweilen und nimmt sich Zeit, die Texte in aller Ruhe zu lesen und den Audio-Eindrücken zu lauschen. So gehört ein gehörig großes Lob dem Konzept der Ausstellung von Kuratorin Anne Schweisfurth und ihrem Designer Rainer Weber ausgesprochen.


Noch weniger als heute, weil früher im Corona-Jahr & dessen Restriktionen, war an eine reale Eröffnungsrede im Juni nicht zu denken. So hatte man einen weiteren, passenden Einfall: in einem Nebengelass lief auf einem Laptop, der etwas verloren im Raum stand und so auch fast wie ein Fundstück aus der Weser erschien, die virtuelle Einführung in die Exposition durch die Kuratorin selbst und Christine Keitsch vom Schifffahrtsmuseum Unterweser in Brake. (Das Video der Vorstellung erscheint unten in den Weblinks oder mit einem Klick auf das Bild.)


Ich freue mich schon, heute Abend vor und nach der Lesung noch einmal durch die Ausstellung streifen zu können. Es ist so ein Ereignis, dass man gerne mehrfach über sich ergehen lassen kann und möchte. Gelungen!

 

Nota 1: Mittlerweile ist auch ein Katalog zu der Ausstellung erschienen. Er bildet nicht nur eine willkommene Erinnerung an diese originelle und trotz – oder gerade wegen - ihrer schlichten Klarheit attraktiven Ausstellung, sondern alle Texte werden hier noch einmal veröffentlicht, zusammen mit ihren jeweiligen Exponaten und sogar mit Panoramafotos der Fundorte. Zu beziehen im Hafenmuseum oder im Logbuch Buchladen in Bremen-Walle (http://www.logbuchladen.de/).


Nota 2: Es werden nach der Lesung am Freitag noch vier weitere Lesungen mit sechs anderen der beteiligten AutorInnen stattfinden: Anna Lott, Lady Bitch Ray, Gülbahar Kültür, Michael Augustin, Moritz Rinke und Ian Watson. Die Daten: siehe auf dem Flyer zur Ausstellung (unten zum Download) bei den Weblinks.


Nota 3: Samstag - Kurzweilig und anregend war die Lesung, gut besucht, in den Dimensionen, die Mme. Corona und M. Covid zur Zeit zulassen. Direkte persönliche Folge: ich werde den Roman "Flut und Boden" von Per Leo sofort lesen, sobald das von mir bestellte Exemplar ins Haus kommt. Doppelte Motivation: einmal hat das Buch viel mit dem Bremer Stadtteil Vegesack zu tun, dessen Neubürger ich seit guten vier Jahren bin, aber vor allem wegen seiner Thematik der Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit des Großvaters des Autors, die auch mich tangiert (siehe: https://bit.ly/2Zy15EZ).

 

Weblinks:

  • Flyer | Ausstellungsprogramm: Download

  • Einführungsvideo: Link

  • Hafenmuseum Speicher XI: Link

  • Rainer Weber: Link

 

Wenn Du willst, kannst Du mir gerne Deinen Kommentar schicken, und zwar an diese Mail-Adresse: blog.guenny@mercadodelibros.info.

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