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AutorenbildGuenter G. Rodewald

Folkloristisch-Populistischer Ärzterat


Natürlich ist jene dieser Tage von den deutschen Amtsärzten angeregten Idee, an heißen Tagen eine "siesta" einzulegen, ein Vorschlag, der bei all denen gut ankommt, die hart, womöglich infolge der extremen Klimaveränderungen in der prallen Sonne und Hitze oder ohne Ventilatoren oder air condition arbeiten müssen. Aber den Spaniern und Spanierinnen anzudichten, dass sie die „siesta“ erfunden hätten, beruht auf einer vollkommen falschen Annahme:


Denn sie wurde notwendig in Zeiten, in denen die arbeitende, extrem arme Land- und Stadtbevölkerung – das ging auch bis in Beamtenberufe geringerer Bezahlung - gegen Ende des 19. Jahrhunderts bis hin in die 70-er Jahre des 20. Jahrhunderts zum Überleben ihrer dazu oft großen Familien zwei Jobs ausüben mussten. Dazu waren zwischen beiden Jobs oft einige Stunden notwendig, um von einer Arbeitsstelle zur anderen zu gelangen, dazwischen auch etwas essen zu können, unter Umständen musste man sich auch umziehen.


Den gleichen Ursprung haben die späten Abendessen der Spanier , denn von den zwei Jobs kam man natürlich auch immer spät nach Hause, um dann im Kreise der Familie das Abendessen einzunehmen, zumal die Doppelbeschäftigung oft mehrere Mitglieder einer Familie traf.


Während meiner Jahre, die ich in Spanien gelebt habe, von 1985 bis 2016, habe ich die Änderung der „siesta“-Gewohnheiten hautnah miterlebt, zumindest in Spaniens eher nördlichen Breiten: in meiner Agentur gingen wir gegen 14 Uhr hinunter in die Bar, aßen zu Mittag, tranken dazu unseren Wein, danach gerne auch eine „copa“, die angeblich der besseren Verdauung diente (Unsinn!), dazu wurde wie dösig gequalmt, egal, ob eine/r der Kollegen:innen noch aß. Und gegen ½ 5 stieg man wieder hoch ins Kontor, um bis 20-21 Uhr weiterzuarbeiten, die zweite Hälfte meiner Arbeitserfahrungen lief dann schon eher in mitteleuropäischen Zeitgrenzen ab.


Zu Abend wird heute immer noch spät gegessen, außer da, wo sich viele Touristen herumtreiben, denen kommt die Gastronomie gerne entgegen, wodurch deren Essen nicht gerade besser wird.


Heute ist mir, dem Rentner, meine Siesta natürlich geradezu „heilig“, aber das hängt mit dem Alter zusammen und – glücklicherweise! – damit, dass ich zu keinen zwei Jobs antreten muss, sondern durch eine – ebenso glücklicherweise! – zwar nicht gerade opulente, aber ausreichende Rente versorgt werde.


Aber obendrein oute ich mich gerne als Unterstützer der gewerkschaftlichen Forderung nach einer 4-Tage-Woche, aus guten Gründen, und zwar tatsächlich gesundheitlichen!


 

Und zum Ende noch eine Empfehlung für eine entspannte Lektüre in der siesta, ein spanischer Roman in deutscher Sprache, geschrieben bon einem Basken und übersetzt von einem Österreicher und hiermit empfohlen von einem Bremer: Link


 

Wenn Du willst, kannst Du mir gerne Deinen Kommentar schicken, und zwar an diese Mail-Adresse: blog.guenny@mercadodelibros.info.

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