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AutorenbildGuenter G. Rodewald

Jakob Wassermann (1873-1934)

Aktualisiert: 28. Okt. 2024

Das Herbstprogamm 2024 des Göttinger Wallstein Verlags markiert im Katalog seiner im weitesten Sinne wissenschaftlichen Publikationen zwölf verschiedene Titel, die aus mehr als einem gegebenen Anlass mit dem Sticker, der sagt: Nie wieder JETZT! BÜCHER GEGEN HASS UND HETZE. Diese Herausstellung beziehen sich auf ganz verschiedene Werke, die von der Biographie des jüdischen Philosophen Theodor Lessing (Autor: Rainer Marwedel) bis hin zu dem bereits erstmals 1945, also ganz kurz nach Ende des 2. Wekltkrieges, erschienenen Buch Die Kriegsverbrecher vor Gericht des hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer (1903-1968).


Es findet sich unter den zwölf Titeln aber auch die - wie der Verlag das Buch beschreibt - »beklemmende Bekenntnis- und Weckschrift« von Jakob Wassermann, ihr Titel »Mein Weg als Deutscher und Jude«, neu ediert und umfangreich kommentiert von Dierk Rodewald, in Bremen geborener und seit langem in Berlin lebender freier Literaturwissenschaftler.


Jakob Wassermann (1873–1934) – kaum ein Schriftsteller des beginnenden 20. Jahrhunderts war an den Debatten um die literarische Moderne so leidenschaftlich beteiligt wie er. Zu Lebzeiten erreichte er internationalen Ruhm und gehörte zu den meistgelesenen Autoren seiner Epoche. Im Nationalsozialismus verboten, geriet sein Werk nach 1945 fast in Vergessenheit.

»Mein Weg als Deutscher und Jude« wurde 1921 vom S. Fischer Verlag Berlin erstmals herausgebracht, der auch der Verlag für das weitere umfangreiche Werk von Wassermann war. Rodewald schildert die lange Publikationsgeschichte dieses Werkes in seinem Nachwort, die ich mir erlaube, hier in Gänze zu zitieren (S. 167):

Zum weiteren »Schicksal« dieses Buches: Erst anderthalb Jahre nach der Erstauflage konnte - sehr ungewöhnlich für einen neuen Wassermann-Titel - eine weitere Auflage gedruckt werden, das 16. bis 20. Tausend; diese wurde noch in dem großen Prospekt zu Wassermanns 60. Geburtstag im März 1933 so aufgeführt; alle Wassermann­Bände konnten 1935 in den Bermann-Fischer Verlag, Wien, überführt werden, in dem »Mein Weg als Deutscher und Jude«, nun mit neuem Titelblatt versehen, noch im Frühjahrsverzeichnis 1937 aufgeführt wurde - mit der (in verkaufsfördernder Absicht ?) veränderten irreführenden Jahresangabe: 20. Tausend 1933 ( !). Von dieser Ausgabe hat bisher in keiner Öffentlichen Bibliothek auch nur ein einziges Exemplar nachgewiesen werden können; wohl aber befindet sich eines in Privatbesitz. - Erst 1984 wurde als 57. Veröffentlichung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung neuerlich gedruckt (»Deutscher und Jude. Reden und Schriften 1904-1933«,  Hg. v. Dierk Rodewald. Geleitwort: Hilde Spiel), parallel zu der vom Herausgeber konzipierten Ausstellung: »Jakob Wassermann 1873-1934. Ein Weg als Deutscher und Jude«, mit dem »Lesebuch zu einer Ausstellung« (Vorwort: Bernhard Zeller).

Mittlerweile kursieren diverse weitere Ausgaben dieses Titels, nachdem der Urheberschutz von Wassermanns Werk 70 Jahre nach seinem Tod in 1934 erloschen war. »Mein Weg als Deutscher und Jude« hat an Aktualität in keiner Weise verloren hat. Und durch die sorgfältige Herausgeberschaft in den Händen eines der profundesten Kenner des wassermannschen Œuvres und sein detalliertes Nachwort verdient diese neue, aktualisierte Wallstein-Ausgabe zwischen den weiteren ohne Zweifel den ersten Platz.





 

Matthias Arning schreibt in der »Frankfurter Rundschau« vom 24.10.2024:

»Selbst mehr als ein Jahrhundert nach ihrer Erstveröffentlichung sollte man Wassermanns überaus beeindruckende Autobiografie noch lesen.«


 

Weblinks:

  • Wallstein Verlag: Link

  • Die 12 Titel »Nie wieder ist JETZT!«: Link

  • Interview mit Dierk Rodewald · Deutschlandfunk: Link

  • Jüdisches Museum Franken: Link

  • Literaturmuseum Altaussee: Link

 

Wenn Du willst, kannst Du mir gerne Deinen Kommentar schicken, und zwar an diese Mail-Adresse: blog.guenny@mercadodelibros.info

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