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  • AutorenbildGuenter G. Rodewald

Literarisches Marschgepäck

Aktualisiert: 19. Jan.

18. Januar 2024 – Für den kommenden Sonntag, den 20.01.2024, wird zu einer Kundgebung auf dem Bremer Markplatz mobilisiert, um mit lauter Bremer Stimme LAUT GEGEN RECHTS! und AfD VERBIETEN! zu rufen und um damit gegen den immer weiter sich ausbreitenden Antisemitismus, gegen Fremdenfeindlichkeit, homophobe Tendenzen, Diskriminierungen von behinderten oder queeren Menschen zu protestieren und um damit eine breite Bremer Front für Solidarität und für eine entschiedene antifaschistische Gesellschaft zu bilden.


Die Kundgebung beginnt pünktlich um 12:05 h, nach dem Ausklingen des mitkannnd sonntäglichen Schlagen des seit Ostern 2023 wieder kompletten Ensembles der sechs Domglocken des St.-Petri-Doms, unter der Leitung der jüngst wieder in den Glockenturm gehängten größten Glocke, der »Brema« (siehe: Link).


Keineswegs kann es schaden, sich für Diskussionen am Rande einer Kundgebung, also auch dieser, mit stichhaltigen Argumenten auszurüsten, auch dabei kann das Lesen von Rat gebenden Büchern sinnvolle Hilfestellungen leisten. Drei Vorschläge könnte ich da geben, die auch allesamt wegen ihres griffigen Umfangs gut in den Demo-Rucksack passen, obendrein recht wohlfeil zu erwerben sind:

 

Die Nummer Eins: Mit gewisser Ehrfurcht vor seinem Verfasser und ebenso vor dem Autor des Nachworts stelle ich als erstes das just im Suhrkamp Verlag erschienene 86 Seiten starke Bändchen »ZUR BEKÄMPFUNG DES ANTISEMITISMUS HEUTE · EIN VORTRAG« voran, geschrieben, besser vorgetragen von Theodor W. Adorno bei einer Tagung des Deutschen Koordinierungsrats der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit. 


Dieser Vortrag passte damals in den zu jener Zeit nach wie vor latent vorhandenen und immer noch deutlich aus der Erbschaft der Nazi-Diktatur in die bundesdeutsche Realität hineinragenden Antisemitismus, so wie er sich heute wieder bedrohlich breit macht und Gewalttaten gegen Juden und Jüdinnen und ihre Institutionen und Synagogen wieder zum deutschen Alltag beginnen, dazu zu gehören.


Das Nachwort des klugen Hamburger Literatur- und Sozialwissenschaftlers, Autors, Publizisten und Mäzenen Jan Philipp Reemtsma entziffert die Bedeutung der brillanten Adorno-Analyse für unsere Gegenwart.


Kosten tut es schlanke zehn Euro.

 

Der zweite Vorschlag ist ein Buch zum Mutmachen: geschrieben hat es der junge Student Jakob Springfeld (Co-Autor: Issio Ehrich), sein Titel: »UNTER NAZIS · JUNG, OSTDEUTSCH, GEGEN RECHTS«, erschienen ist es bereits im Herbst 2022 bei Quadriga, hat 192 Seiten und kostet 14,99 € (eBook: 9,99 € | Hörbuch: 19,99 € - Auch in der Stadtbibliothek Bremen auszuleihen!). Ich mache mir die Arbeit leicht und zitiere den Klappentext des Verlages, der den Inhalt und die Wichtigkeit des Buches bestens skizziert:


»Hoffentlich holt der nicht mehr lange Luft.« Oder: »Gleich in die Fresse schlagen.«  Beleidigungen, offener Hass und Gewaltandrohungen dieser Art gehören zum Alltag von Jakob Springfeld. Der 20-Jährige ist einer der jungen Leute in Sachsen, die sich politisch für das linke Lager engagieren. Der junge Autor kämpft gegen Rechts, gegen Hass und auch gegen seine Angst. Aufgeben kommt für ihn nicht in Frage.


Er berichtet von seinen Versuchen, das andere Gesicht Sachsens sichtbar zu machen: Es steht für Toleranz, Antirassismus und Demokratie. Er möchte den kleinen Terror im Alltäglichen offenlegen, aber auch Strukturen aufzeigen, die es rechten Bauernfängern viel zu leicht machen und spart dabei Polizei und Kommunalpolitik von Kritik nicht aus.


Ich habe das Buch als Hörbuch gelesen, hat einen großen Reiz, da Julian Horeyseck es spannend vorträgt, es wird durch seinen Vortrag so fast zu einem Hörspiel.

 

Vorschlag Nummer 3 ist von Ronen Steinke geschrieben, Journalist bei der »Süddeutschen Zeitung« und Autor mehrerer Bücher, unter anderem der (auch verfilmten) Biografie über den Ermittler und Ankläger der Frankfurter Ausschwitz-Prozesse Fritz Bauer (Fritz Bauer. Oder: Auschwitz vor Gericht. Piper, München 2013). Der Titel: »ANTISEMITISMUS IN DER SPRACHE · WARUM ES AUF DIE WORTWAHL ANKOMMT«.


Es handelt sich um eine überraschende Analyse, wie Antisemitismus sich in der deutschen Sprache manifestiert, oft mit Worten, die aus dem Jiddischen stammen und die wir bedenkenlos und arglos längst in unserer Alltagssprache benutzen. Ein Buch, das einen ertappt, aufklärt, bewusst werden lässt, ein richtig gutes Stück Geschriebenes auch für die Schule und Universität. Klein, konzentriert, an keiner Stelle schulmeisterlich. Achtzig Seiten hat es, erschienen ist im Dudenverlag und kostet bescheidene 8,00 €.


Es wird nicht nötig sein, all die hier empfohlenen Bücher noch vor Beginn der Kundgebung am Sonntag bereits zu erwerben. Wenn doch, meine innigste Empfehlung wäre das von Jakob Springfeld, das macht so richtig Mut und Dampf für eine Kundgebung, dass sie auch wirklich LAUT wird! Die anderen beiden Titel dienen der gewissenhaften Nachbereitung…


Wir sehen uns, ich reise mit meinem Dreirad an!

 

Zur Erinnerung:



 

Wenn Du willst, kannst Du mir gerne Deinen Kommentar schicken, und zwar an diese Mail-Adresse: blog.guenny@mercadodelibros.info

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