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  • AutorenbildGuenter G. Rodewald

Lloyd, Alexander & Goliath…

Aktualisiert: 19. Nov. 2023


… das waren die Namen, die meine ersten motorisierten Fahrgestelle trugen und die ich eigenständig fahren durfte - nach dem Erwerb meiner Fahrererlaubnis mit der Fahrschule Schöning in der Bremer Kornstraße im Spätsommer 1969 mit knapp 20 Jahren. Das Geld dafür hatte ich mir zusammenverdient in den drei Monaten zwischen Abitur und Studienbeginn als Hilfsarbeiter bei der Martin Brinkmann AG. in Woltmershausen, da wo sich heute das »Tabakquartier« ausbreitet. Obwohl man nach der damaligen Gesetzgebung erst mit 21 Jahren volljährig wurde (jenes Gesetz, das einen mit 18 Jahren für „reif“ erklärte, trat erst sechs Jahre später in Kraft; in der DDR übrigens schon neunzehn Jahre früher), wurde man dennoch für erwachsen genug erklärt, ein Kraftfahrzeug der damals sogenannten »Klasse 3« zu führen.


Für weniger kenntnisreiche oder einfach viel zu junge an KFZ-Marken Interessierte sei entschlüsselt, dass es sich bei den in der Titelzeile aufgeführten Namen Bezeichnungen von Automobilen handelt, die seinerzeit in Bremen gebaut worden waren. Alle in den Hastedter, Sebaldsbrücker und Neustädter Hallen des Patriarchen Carl Friedrich Wilhelm Borgward (1890 – 1963), mit Namen von Marken und Modellen, die manchen heute noch klingen: Isabella, Arabella, Hansa, Alexander, Goliath. Borgward glänzte mit attraktiven Produktionszahlen, im Jahre 1960 galt seine PKW-Produktion als die viertgrößte der BRD, nach den anderen »Boliden« VW, Opel und Daimler-Benz. In den Jahren vor dem bundesdeutschen Wirtschaftswunder hatte das NSDAP-Parteimitglied Borgward allerdings auch kräftig dazu beigetragen, sich mit seiner Produktion an der Auf- und Nachrüstung der Wehrmacht - auch unter Einsatz von Zwangsarbeitern - zu beteiligen. (Siehe hier: https://bit.ly/47fQVtb)

Die sich ändernden Produktions- und generellen Marktbedingungen zum Ende der fünfziger Jahre brachten ökonomische Probleme mit sich. Auch Borgwards starke Konkurrenten spielten eine Rolle, denn deren Missgunst auf die solide Qualität der Borgward-Fahrzeuge war ihnen ein Dorn im Auge. Auch manche Fauxpas in der Produktion neuer oder auch zu vieler Modelle und sicherlich Borgwards wenig ausgebildete Fähigkeit zur Flexibilität führten 1961 zur Schließung seiner Werke und damit zur Arbeitslosigkeit zum 23.000 Menschen. Die erste große Krise der Bremer Wirtschaft stand im Raum. Andere schwere Einbrüche standen der Stadt und dem Land Bremen noch bevor: der Zusammenbruch der Werftindustrie, in Gestalt der AG Weser, oder im Bremer Norden der Ruin des »Vulkan« oder der »Bremer Woll-Kämmerei« machten die wirtschaftlich florierende Stadt zum ärmsten Bundesland der Bundesrepublik.


Borgward-Nostalgie


Aber es gibt – vor allem in Bremen und umzu und im Norden, aber durchaus auch weiter weg – Liebhaber von Oldtimern aus diesen Produktionen, die gefahren und gepflegt werden. Ein Prachtstück, zwar stillgelegt, aber in allerbestem Zustand, gehört zu den attraktiven Ausstellungsstücken im Bremer Focke-Museum: ein silbergraues Borgward Isabella Coupé, das immerhin eine Spitzengeschwindigkeit von 150 km/h aufwies. Es kostete damals um die 15.000,- D-Mark, die heute in etwa € 40.000,- entsprächen.

Für diese Liebhaber-Klientel und sonstige Lokalpatrioten erscheint jetzt - wie schon seit einigen Jahren - auch wieder ein Borgward-Jahres-Kalender , so dass es auch im kommenden Jahr wieder möglich sein wird, sich an den properen Modellen aus den Glanzzeiten der Borgward-Produktion sattzusehen. Von diesen Fotos gibt es viele, so dass es eine Leichtigkeit bedeutet, die zwölf Monatsblätter plus das Deckblatt eines Jahreskalenders füllen zu können.


Wie schon in vorherigen Jahren ist auch dieser Kalender wieder zusammengestellt von Peter Kurze, der nicht gerne als „Autonarr“ betrachtet werden möchte, sondern er will als Spezialist in Firmengeschichten verstanden werden, dabei in der Tat vor allem solcher der Automobilindustrie. Er ist Autor vieler Publikationen zur Automobilgeschichte, viele erschienen im Delius, Klasing Verlag. Er ist außerdem Besitzer eines unerschöpflichen Bildarchivs von rund 120.000 Fotos von Automobilen aus den 50er- und 60er-Jahren, sowie der Luftfahrtindustrie Bremens (Henrich Focke, Focke-Wulf) der 1920er- und 1930er-Jahre. In diesem Fundus finden sich dann auch die Bilder, die in Kurzes Kalendern und sonstigen Publikationen ihren Platz finden.


Der Borgward–Kalender 2024 glänzt (im besten Sinne des Wortes) mit historischen Fotos: von der Isabella (5, in verschiedenen Editionen), dem Hansa 1800 und dem 2400 Pullman, dem Goliath GP 700, den Borgward LKWs B622 und B1250, sogar der Rennwagen RS 1954, dieser auf Testfahrt in Mexico, taucht auf. Und einige der Modelle und ihrer Fahrer und Fahrerrinnen vor damals sicherlich als spektakulär empfundenen Kulissen (schade, dass die Bildlegenden die Locations nicht verraten).

Auch eine Totgeburt wird wiederbelebt - gleich ganz vorne auf dem Kalendarium des Monats Januar - der Borgward »Traumwagen«, eine abstruse Idee des in seinen Phantasien kaum zu bremsenden Auto-Kreateurs Borgward (https://bit.ly/3SKVLu6).


Alle Fotos sind Originale, die von Werksfotografen aufgenommen wurden, in bester Dokumentation der aufsteigenden und florierenden Jahren des Wirtschaftswunders. Die Fotografien sind digital restauriert.

Hinzusetzen will ich noch meine eigene mobile Borgwardsche Weiterentwicklung, als Ergänzung zu meinen Anfängen, mit denen dieser Beitrag startete. Sie gipfelte nach drei flotten Lloyd Alexander TS (je mit 25 PS), die Anfang der 70er Jahre noch recht viel im Umlauf waren und günstig zu erwerben waren, und irgendwann im ersten Drittel der 70-er Jahre mit dem Ankauf eines Goliaths Modell »Goli«, einem dreirädrigen Kleinlastwagen, Baujahr 1960, der damals von der Beamten Baugesellschaft Bremen ausgemustert worden war. 250,- DM hatte ich dafür bezahlt, auch damals eher ein Witz.


Den »Goli« fuhr ich einige Jahre, manchen Umzug für Freunde und Verwandte habe ich mit ihm gemacht. Irgendwann stand mir dann aber doch der Sinn nach einer Limousine, das wurde dann ein 4-türiger Volvo Amazon P 120, und viele andere folgten. Heute bewege ich mich mit einem schlichten Rentner-Auto, einem Dacia Sandero, dazu aber auch wieder mit einem Dreirad, aber nun eins mit Pedalen und einem E-Motor (siehe hier: https://bit.ly/3svGpiH).

 

Borgward-Kalender 2024

13 Blätter · Format DINA4

€ 14,95

Zu beziehen im WK-Shop

oder beim Autor


 

Der Autor

»Nichts ist so spannend wie Borgward«, sagte der Autor Peter Kurze (*1955) in einem Interview dem WESER-KURIER im Jahr 2015. Tatsächlich bestimmt die Person und das Wirken Borgwards, dessen wichtige Rolle für Bremens Wirtschaft und als Arbeitgeber von am Ende guten 20.000 Werksangehörigen, aber er setzt sich auch mit der eigenwilligen Manier des Fabrikanyten auseinander, seine Betriebe zu führen.


Peter Kurze (https://www.peterkurze.de), möchte nicht so gerne als „Autonarr“ betrachtet werden möchte, er versteht sich vielmehr als Spezialist in Firmengeschichten, dabei in der Tat vor allem solcher der Automobilindustrie. Er ist Autor vieler Publikationen zu diesem Thema, viele erschienen im Delius, Klasing Verlag, neuere im Eigenverlag.

 
 

Mehr zum Thema:


Das Internet ist voll von Geschichten um die Automobile und die Historie der Borgward-Produktion und ihres Gründers. Ebenso eine Vielzahl von Fans-Seiten. Als Auswahl folgende Links:

 

Reaktionen:

  • Kaum online, erreicht mich ein Beitrag zu diesem Post vom Bremer Künstler Ernst Matzke (http://www.digitalartgraphic.de), der von einer Aktion mit der Zeitschrift Auto-Bild-Klassik im Oktober 2014 erzählt: von der Neulackierung mit einer fiktiven Werbung aus den 50er-Jahren eines Borgward Hansa 1100/Goliath GP 1100 in einer Lieferwagen-Version. (>>> Link)

 

Wenn Du willst, kannst Du mir gerne Deinen Kommentar schicken, und zwar an diese Mail-Adresse: blog.guenny@mercadodelibros.info

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