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AutorenbildGuenter G. Rodewald

Macht das einen Spaß!


… in diesem neuen Buch von Johann-Günther König zu schmökern. Schmökern? Wir haben zu Weihnachten von meiner Schwägerin einen Tischkalender geschenkt bekommen, er steht jetzt bei uns in der Küche und wird jeden Morgen befragt. Erschienen ist er im Duden-Verlag, und sein Titel heißt „Duden - Vergessene Wortschätze - Tagesabreißkalender 2023. Kalender für jeden Tag, mit in Vergessenheit geratenen Wörtern“, in ihm könnte auch dieses Verb stehen, das womöglich ebenso Gefahr läuft auszusterben. Oder wird es noch von jungen Lesern benutzt? Das Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm definiert es als Verrichtung „alte schlechte, auch nur unwissenschaftliche Bücher lesen“, das Deutsche Wörterbuch der Deutschen Sprache (DWDS) ist da schon großzügiger und ordnet es ein als „viel und mit Genuss lesen, geruhsam in Büchern herumlesen“. Diese zweite Bedeutung wollte ich angewandt haben, als ich dieses Prädikat dem neuen Werk von König attestierte, das den Titel trägt: „Diese Stadt ist echt, und echt ist selten. Bremen und Bremerhaven in der Literatur“.

Bei dem Titel handelt es sich um ein Zitat aus: Joachim Ringelnatz, Reisebriefe eines Artisten (Ernst Rowohlt Verlag, Berlin 1927) und entspingt daraus dem Gedicht mit dem keine Zweifel zulassenden Titel „Bremen“.


Erschienen ist es im Göttinger Wallstein Verlag, an sich schon eine Auszeichnung. Dort hat König bereits seine Biografie von Friedo Lampe veröffentlicht, und wo er – zusammen mit seinem Freund und Kollegen Jürgen Dierking (1946 – 2016) - sich so verdient um die kritische Herausgabe der Werke des Bremer Autors Friedo Lampe (1898 – 1946) gemacht hat. Lampe, von dem natürlich auch in diesem 272 Seiten starken Buch mehr als einmal die Rede ist.


Es ist so ein Buch entstanden, das man gerne in seiner Nähe hat, und das man aufschlagen kann, an welcher Stelle man auch mag, dann auch wieder zur Seite legen kann, es wieder aufzunehmen, um es erneut zu durchblättern. Es findet sich immer etwas oder jemanden, das oder den oder die man noch nicht kannte, und all das hat etwas mit Literatur und Literaten aus der Bremer Geschichte und Gegenwart zu tun, ach ja, und aus Bremerhaven!


Zwei-Städte-Literatur


Der Band ist in zwei Teile gegliedert, streng geografisch: Teil 1 = Bremen; Teil 2 = Bremerhaven. Beide Abteilungen eröffnet König mit „kurzen historischen Rückblicken“, der Bremer Teil gliedert sich in die Kapitel „Reisebeschreibungen“, „Tagebücher, Biographien und Briefausgaben“, „Romane und Erzählungen“, „Bremen-Romane und -Erzählungen“, „Märchen, Sagen und Poesie“ und „Krimis“.


Bremerhaven splittet er etwas verschieden, nämlich in „Bremerhaven und die Weimarer Klassik“, „Reise- und Landschaftsliteratur“, „Prosa und Lyrik“ und auch hier schließt die Rubrik „Krimis“ den Abschnitt.


In seinen Texten lässt König alle auftauchen (und das sind sehr, sehr viele), die ihm bekannt sind und die auf die eine andere Art und Weise mit Bremens und der Bremerhavener Literatur etwas zu tun haben oder in deren Werken Bremen oder Bremerhaven auftauchen, kreuz und quer geht das. Da steht auf der gleichen Seite in einem Absatz etwas zu Marga Berck und ihrem ‚Sommer in Lesmona‘ und Sven Regener mit ‚Neue Vahr Süd‘, Karl Lerbs taucht irgendwo anders in der Nähe von Rudolf Lorenzen auf, zu Peter Weiss oder Moritz Rinke.


Und dann wiederum gibt es Namen, die mir persönlich mit meinem Halbwissen nur klingen als Teile von Bremer Straßennamen, Nebelthau zum Beispiel, vielleicht keine so gravierende Wissenslücke, dennoch ist diese ist jetzt durch König gefüllt, und zwar so:


Der während der Kaiserzeit in der Hansestadt aufgewachsene Schauspieler und Schriftsteller Otto Nebelthau ( 1894-1943), dessen Wahlheimat im Süden Deutschlands lag, hinterließ ein vielschichtiges schriftstellerisches Werk. Der Sohn einer Bre­mer Senatorenfamilie verfasste historisierende Romane, Kin­derbücher und geistreiche Ratgeber wie etwa den Band Vom heiteren Kochen. Einige seiner Werke erzielten hohe Auflagen. 1928 legte Otto Nebelthau mit Die Stadt der Wolken und Winde einen teils autobiographischen Bremer Kaufmannsro­man vor, der ein treffliches Bild gut situierter hansischer Kauf­leute, ihres Geschäftsgebarens, ihrer Werte und Gepflogenhei­ten, Leidenschaften und Familienverhältnisse zeichnet und - aus heutiger Sicht quasi als Historienbild - immer noch lesenswert ist.


Und mit diesem Gedicht aus 'Des Knaben Wunderhorn' schließt der Textteil von Königs Buch:

Geadelt wird das Buch durch das Nachwort von Alexandra Tacke, der Leiterin des Referats 12 (Bildende Kunst, Literatur, Medien, Kulturausrauch u.w.) beim Bremischen Senator für Kultur, und in dem sie sich explizit auf die Bewerbung Bremens als UNESCO - City of Literature 2023 bezieht. Königs Publikation hat das Format, diesen Antrag sinnvoll und essentiell mit Kraft unterstützen zu können!


Und ebenso wenig fehlen dem Buch die für solche Werke, in vielen Publikation schmerzlich vermissten, obligaten Appendixe eines Namensregisters und von durchnummerierte Anmerkungen.

Belesen muss man sein, wenn man in ernsthafter Manier einen solchen Almanach und Essay zusammenstellt, aber auch keine Scheu haben, sich bei denen öffentlich zu bedanken, die ihm quasi sekundierend bei der Arbeit an dem Werk zur Seite oder in der Nähe standen, beziehungsweise stimulierend dazu beitrugen. So werden zwei mindestens ebenso belesene Butenbremer Michael Augustin und Ian Watson, beide mit innerdeutschem, respektive europäischem Migrationshintergrund, der eine aus der Hansestadt Lübeck, der andere aus Belfast / Ireland stammend, neben anderen Personen durch den Autor mit herzlichem Dank am Ende des Buches bedacht.


Und: es steckt sehr viel Arbeit drin, in diesem Kabinettstück!

 

Johann-Günther König wird sein Buch seinem Bremer Publikum am 26. April 2023 um 19 Uhr in der Bremer Buchhandlung Schweitzer in der Balgebrückstrasse 26 vorstellen: https://www.schweitzer-online.de/info/Lesung-mit-Johann-Guenther-Koenig/.

 

Wenn Du willst, kannst Du mir gerne Deinen Kommentar schicken, und zwar an diese Mail-Adresse: blog.guenny@mercadodelibros.info.

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