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  • AutorenbildGuenter G. Rodewald

Raus an den Osterdeich!

Aktualisiert: 29. Feb.


Der Bremer KellnerVerlag, das Bremer Literaturkontor, das Literaturhaus Bremen und die Stadtbibliothek Bremen hatten im Frühjahr unter dem Motto „Treffpunkt Osterdeich“ zu einem Literaturwettbewerb aufgerufen, der damit eine der markanten Straßen Bremens würdigen sollte. Alle Formate, von der Poesie bis zum Krimi waren erlaubt, nur der Höchstumfang war vorgegeben. Diese Trasse hatte mich immer schon angezogen, als Kind fuhr ich mit meinem Vater dorthin, wo wir dem Umzug zum 1. Mai zusahen, Feuerwerk gab es da im Sommer, oft ging es mit dem Fahrrad von meiner Schule in der Dechanatstraße zum verhassten Sportunterricht oder zu den Bundesjugendspielen zum Platz 11 neben dem Weser-Stadion. So unbeliebt vor allem, weil dieser Unterricht in den 60er Jahren noch von solchen Turn-, nicht Sportlehrern befehligt wurden, die in den 30er und 40er Jahren als HJ-Führer ihre Riegen über Barren, Reck und Boden gescheucht hatten.


Oder unsere Fahrradtouren von Huckelriede über das Weserwehr, vorbei an den Schleusen, den röhrenden Turbinen im Umschaltwerk, hinüber zum Wehrschloss und zurück über den Osterdeich wieder in die Neustadt, meist über die Peterswerder- oder die Sielwallfähre, zurück zum Buntentor.


Es hieß auch, dass die Familie meines Vaters an der Ecke Osterdeich / Stader Straße eine große Villa bewohnt habe, nur bis zum Ende des 1. Weltkriegs zwar und im 2. Weltkrieg wurde das wohl recht stattliche Haus dann sowieso Opfer der Bombenangriffe.


Also eine Straße, zu der ich gewissen Bezug hatte. Das genau mag mich gekitzelt haben, mir eine Geschichte auszudenken, die dort spielen sollte, und sie an dem Wettbewerb teilnehmen zu lassen: am Anfang des 20. Jahrhunderts, zu Zeiten des 1. Weltkriegs, sollten zwei heranwachsende Jungen die Helden werden, an einem möglichen Freundespaar erdacht, das die erlebte Geschichte genauso hätte erleben können. Gewidmet habe ich sie F.L., der tatsächlich dort am Osterdeich, Höhe Peterswerder, von 1914 bis 1920 mit seinen Eltern und seinem Bruder gelebt hat, und seinem Freund W.H., der nicht weit von ihm mit seiner Familie am Dobben Ecke Humboldtstraße wohnte.


Ich habe mich sehr gefreut, als der Verlag mir mitteilte, dass mein Beitrag in die Anthologie aufgenommen werden sollte. Damit ist es meine allererste Publikation in Buchform, nachdem ich mich gute 30 Jahre beruflich damit beschäftigt habe, und in der Regel mit Erfolg, Autoren, spanischen, katalanischen, deutschen, italienischen, kurz: Schriftstellern und Illustratoren aus fast der ganzen Welt Verlage zu suchen und zu finden, damit diese ihre Werke veröffentlichten.


Hier blende ich meine Geschichte „Sommers Erwachen“ ein, möchte aber alle Leser darum bitten, die ganze Anthologie zu erwerben, meine 26 MitautorInnen haben das mehr als verdient. Sehr herzlich möchte ich an dieser Stelle den drei Gewinnerinnen des Wettbewerbs gratulieren, Diane Kleest, Carmen Schmidt und Jandra Schröber.


Zum Lesen der ganzen Geschichte auf das Bild oder hier klicken.

 

Bremer Literaturwettbewerb 2020

27 Autoren

Treffpunkt Osterdeich Kellner Verlag, Bremen 2020

Kartonierte Ausgane · 180 Seiten

10,00 € · ISBN 978-3-95651-254-4

Erhältlich in allen Buchhandlungen



 

Reaktionen:

  • »Gratulation zur Anthologie-Aufnahme! Und zu einem Text, dessen historisierender Sound mir ebenso gut gefällt wie die gewitzte Erörterung der Osterdeich-Betonung und die Grillen der Akteure, jene septembergewittrige von Moritz zumal. Möge es dem Nachruhm von F.L. nutzen; der Etablierung von G.R. als Schreibendem sowieso.« - H.W. - Bremen

  • »Du hast ... den Spirit da sehr schön getroffen, und es macht auch Spaß zu lesen, wie es in dieser Stadt im Kleinen und Alltäglichen Mal zugegangen ist. Kurz und gut, es hat mich sehr gefreut, die Geschichte zu lesen.« - W.P. - Bremen

  • »Ich habe gerade Deine Geschichte gelesen. Sie hat mir sehr gut gefallen. Ich fände es jetzt sehr spannend zu erfahren, was aus den Beiden geworden ist. Ich finde, Du solltest unbedingt die Geschichte weiterführen.« - S. St.-D. - Bremen

  • »Ihre Erzählung hat mir mit Abstand von den 27 im Almanach „Treffpunkt Osterdeich“ am besten gefallen. Ich halte sie von allen als die literarisch am gelungeste. Die Bezüge mit ihrem Titel auf Frank Wedekind und ihrer Widmung an einen F.L., hinter dem sich natürlich kein Geringerer als Friedo Lampe verbirgt, fallen keineswegs gewollt oder plakativ aus, doch sie weisen die Richtung auf den pubertären und homoerotischen Hintergrund Ihrer Erzählung aus. Dabei entsteht die schwüle Atmosphäre, in der sich Jugendliche in jener Zeit (vielleicht mancherorts auch heute noch) über ihre Sexualität klar werden mussten, und die beiden Protagonisten es in diesem aufregenden Alter fast noch spielerisch erleben durften, bis die gesellschaftlichen Zwänge begannen, sie einzuzwängen und zu diskriminieren. Für mich persönlich ein kleines Meisterstück, das Ihnen gelungen ist, das für mein Empfinden die Jury mit Abstand weit vor die drei Gewinner/inneren hätte platzieren müssen.« - R.v.P., Berlin

  • »Der erotische Schluß ist geradezu entzückend, auch rührend, so angenehm dezent, obwohl man sich mehr wünschen möchte zwischen den beiden, als Mensch, nicht als ‚Kritiker‘. Auch der lokalhistorische Hintergrund scheint mir wohlgetroffen. Die Entscheidung der Eltern, die beiden Jünglinge, die ja weiß Gott keine Knaben mehr sind, zusammen in die Badewanne zu stecken und dann im selben Bett schlafen zu lassen, nehme ich als willkommene retrospektive Korrektur an damaligen und bis in die siebziger Jahre nachdauernden Erziehungsprinzipien… Schade, dass dem Friedo nicht vergönnt war, was Du Moritz und Clemens vergönnst.« – D.R. - Berlin

  • »Eine warmherzige Coming-of-Age-Story in historisch authentischer Stimmung des zu Ende gehenden Kaiserreichs im Vorherbst besserer Lebensformen und ihrer Akzeptanz in der Weimarer Zeit.« – S.K. - Barcelona

 

Wenn Du willst, kannst Du mir gerne Deinen Kommentar schicken, und zwar an diese Mail-Adresse: blog.guenny@mercadodelibros.info.

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