Passender hätte sich Radio Bremen das Motto seiner Veranstaltung anlässlich der Vergabe des diesjährigen 19. Radio-Bremen-Krimipreis kaum ausdenken können: ‚Kunst und Krimi‘ hieß es oder: wie groß kann der Einfluss von Kunst in die Kriminalliteratur sein. War doch gerade mal zwei Tage zuvor ein spektakulärer Kunstraub in Dresden über die Bühne gegangen, so dass ein vorwitziger Zwischenrufer sogar den Verdacht äußerte, womöglich stecke der Bremer Sender hinter dem Coup, um somit größere Aufmerksamkeit für diese Abendveranstaltung und die Preisverleihung zu provozieren.
Was die Moderatorin Hilke Theessen energisch und durchaus glaubhaft zurückwies, und dann auf sehr angenehme Weise und mit gezielten Fragen durch die Gespräche des Abends führte, an dem außer der britischen Preisträgerin Liza Cody ihre deutschen Kollegen Bernhard Jaumann und Michael Jensen teilnahmen.
Liza Codys zuletzt auf Deutsch erschienener Roman Ballade einer vergessenen Toten (Ariadne / Argument Verlag, 2019) erzählt von einem ungeklärten Verbrechen im Milieu der Pop-Musik der 80-er und 90-er Jahre, während Jaumanns ebenfalls in diesem Jahr bei Galiani-Berlin erschienenen Roman Der Turm der blauen Pferde den Raub des bis heute verschwundenen Bildes gleichen Titels von Franz Marc zum Thema hat und Jensens Totenland (Aufbau, 2019) erzählt von dem Verbrechen um skrupellos erbeutete Kunstgegenstände in den letzten Tages des Zweiten Weltkriegs und seine Aufklärung durch den Kommissar Jens Druwe, mit einer im hohen Norden Deutschlands in und um Flensburg angesiedelten Handlung.
Wie Liza Cody auf ein großes Oeuvre verweisen kann - allein sind bislang auf Deutsch bei Ariadne bereits acht Titel erschienen - kann auch Bernhard Jaumann mit einer umfangreichen kriminologischen Bibliographie aufwarten, während es sich bei Michael Jensen um ein Pseudonym eines Autors handelt, der im Hauptberuf als Arzt und Therapeut tätig ist und bislang zwei Sachbücher veröffentlicht hat, die die seelischen Spätfolgen des Zweiten Weltkriegs bei den Nachkommen er Täter und Opfer des Naziregimes untersuchen. ‚Totenland‘ ist sein erster Kriminalroman. Im kommenden Jahr folgt aber bereits der nächste Kommissar Druwe mit dem Titel ‚Totenwelt‘.
So waren alle drei Autoren prädestinierte Kenner des Themas dieses Abends, zumal sie wissen, worüber sie schreiben: im Falle von Liza Cody kennt sie das Milieu der Musikszene aus persönlicher und intimer Erfahrung, und ihre beiden deutschen Kollegen haben die historischen Hintergründe ihrer Romane gründlich und intensiv recherchiert.
Alle drei Autoren lasen dann noch mit spürbarem Vergnügen jeweils kurze Passagen aus ihren Romanen und krönten damit ihre Auftritte.
Eine sehr schöne Idee war es auch, dass zur Einstimmung und immer mal wieder zwischen den verschiedenen Redebeiträgen der Bremer Gitarrist Torsten Plath kleine, eigene Kompositionen spielte. Bis der Abend dann in der Verleihung des Preises durch die neue Intendantin von Radio Bremen Yvette Gerner gipfelte, die ganz offensichtlich auch mit großem Vergnügen diesen Abend genoss.
Die Soirée war also ausgesprochen kurzweilig, man war erstaunt, dass sie am Abend gute zwei Stunden gedauert hatte (da habe in meiner mehrere Jahrzehnte langen Erfahrung als Literaturagent schon ganz andere Ereignisse dieser Art erdulden müssen…). Das lag nicht zuletzt auch an den erfrischenden und humorvoll-spritzigen Einlassungen der Preisträgerin selbst, aber auch an Liza Codys Verlegerin Else Laudan, die als perfekte Dolmetscherin auch das des Englischen nicht ganz so mächtigen Publikum voll an Codys Esprit teilhaben ließ.
Ganz am Ende das Geständnis, dass ich bislang keines der drei an dem Abend im Mittelpunkt stehenden Romane gelesen habe, aber sehr angenehm und eindringlich durch diese amüsante Veranstaltung dazu motiviert worden bin. Eins liegt bereits zur Lektüre an meiner Seite, die anderen beiden sind geordert.
Die drei Romane des Abends:
Weblinks:
Liza Cody: http://www.lizacody.com
Bernhard Jaumann: https://www.bernhard-jaumann.de/
Michael Jensen: c/o Aufbau Verlag
Thorsten Plath: http://www.thorstenplath.com/
Radio Bremen: Bremer-Krimi-Preis
Ariadne | Argument: Liza Cody
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