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AutorenbildGuenter G. Rodewald

Warum nicht mal ein spanisches Kinderbuch…


… auf meinem Blog vorstellen? Immerhin habe ich doch die langen Jahre, die ich als Literaturagent in Barcelona gearbeitet habe, so viel mit Kinder- und Jugendbüchern zu tun gehabt, deren Autoren und Autorinnen, Illustratorinnen und Illustratoren, Übersetzer und Übersetzerinnen, und natürlich Verlegerinnen und Verlegern, dass ich meine, die Qualitäten und Möglichkeiten eines Kinderbuchs so weit beurteilen zu können, ob es in anderen Sprachen als dem originalen Idiom und in anderen kulturellen Umgebungen auch einen Platz finden könnte.


Genauso ein Buch kam ist mir neulich zugeflogen: sein Titel ist El nieto del cóndor · de los Andes a Barcelona (Der Enkel des Kondors · Von den Anden nach Barcelona), geschrieben hat es Jesús Ballaz und mit sensiblen, fast federleicht zu nennenden Zeichnungen hat es Kim Amate (*1974 Terrasa) ausgestattet.


Jesús Ballaz wurde 1946 in einem kleinen Dorf in der Provinz Navarra geboren, kam aber dann zum Studium nach Barcelona. Er gehört zu den meistpublizierten Kinderbuchautoren Spaniens, er schreibt sowohl auf Spanisch, wie auf Katalanisch. Ein paar Jahre hat er zunächst als Lehrer gearbeitet, hat dann aber schon bald eine Laufbahn erst als Schulbuch-, dann als Kinderbuchverleger eingeschlagen, davon lange Jahre in der großen Verlagsgruppe von Ediciones B. Fast alle seine Bücher sind in den vier Sprachen Spaniens erschienen, viele ebenso in anderen Sprachen und Ländern, u.a. auf Deutsch, Französisch, Japanisch, Koranisch und Türkisch. Diverse Literaturpreise hat er gewonnen, man kann sagen, ein wahrer Veteran in der spanischen Kinderbuchszene!


Eine bewegende Geschichte über die Immigration


Die Geschichte erzählt die Abenteuer von Nahuel, einem 10-jährigen Jungen, der in Peru, in den südamerikanischen Anden bei seiner Großmutter aufwächst. Ohne Vater, denn der hatte seine Mutter Alfonsina in Stich gelassen, als diese von ihm schwanger wurde, und setzte sich in seine Heimat, die USA, ab.

Und nun lebte Nahuel seinerseits auch ohne seine Mutter, denn sie war wie so viele andere Frauen in ihrem Land und von ihrem Kontinent nach Spanien ausgewandert, wo sie sich wegen der spanischen Kolonialvergangenheit recht leicht legalisieren können und Arbeit finden – wenn auch schlecht bezahlte, aber eben doch viel eher als bei sich zu Hause.


Aber eines Tages erreicht Nahuel in seinem Dorf ein Billett für einen Flug von Lima nach Barcelona, das so scheint, als sei es von seiner Mutter an ihn geschickt worden. Und er macht sich allein auf den weiten Weg über den Ozean. Jedoch in Barcelona angekommen findet er seine Mutter nicht dort, wo sie angegeben hat, und so streunt er alleine durch die große, fremde Stadt und schläft auf einer Bank im Park. Immerhin kann er sich dort aber verständigen, denn die Sprache ist die gleiche wie die, mit der in Peru aufgewachsen ist.


So erlebt er die krassen Gegensätze zwischen dem beschaulichen Leben in seinem Dorf in den Anden und der brodelnden Metropole. Und wird konfrontiert mit schlechten Absichten mancher ihrer Bewohner, aber eben auch den großzügigen Hilfeleistungen von anderen. Ausgesetzt den Gefahren, der Teilnahmslosigkeit und der Härte des Lebens auf der Straße auf der einen Seite. Aber er lernt ebenso Menschen kennen, die sich seiner annehmen und bei denen er Schutz findet.

Und natürlich! Das sei verraten: am Ende findet Nahuel auch seine Mutter.

So erzählt uns El nieto del Cóndor davon, dass es gleich ist, warum jemand sein Land verlassen muss, woher er kommt und wohin er gelangt, gleich ob aus den Anden nach Barcelona oder aus Syrien oder der Ukraine nach München, Warschau oder Bremen. Und er – wie unser Nahuel - mit Glück und der Hilfe von Menschen, denen er willkommen ist, eine neue Heimat finden kann.


Eine realistische, zu Herzen gehende Geschichte aus dem heutigen Alltag für Mädchen und Jungen ab 9 Jahren, die der in Barcelona ansässige junge Verlag Akiara books parallel auf Spanisch, Katalanisch und in portugiesischer Sprache veröffentlicht hat.



Und die auch in unseren Breiten einen geeigneten Verlag finden sollte. Also, hergehört, Verlegerinnen und Verleger in Alemania, greift einfach zu!

 

Weblinks:

 

Wenn Du willst, kannst Du mir gerne Deinen Kommentar schicken, und zwar an diese Mail-Adresse: blog.guenny@mercadodelibros.info - Ich freue mich über jede Reaktion.

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